Das Flaggschiff der schweren Schwingachsfahrzeuge war zweifellos der Saurer 8M. Die Konstruktion stützte sich auf die Erfahrungen mit dem Versuchsfahrzeug 2M und den daraus gefolgten Weiterentwicklungen. Diese Fahrzeugkonzepte mit Zentralrohrrahmen, Schwingachsen und Frontlenkung hatten mittlerweilen einen guten Reifegrad erreicht. Der 8M wurde zum technisch aufwändigsten und wohl faszinierendsten Modell der Saurer-Schwingachser. Er erlangte Serienreife und wurde zwischen 1943 und 1945 in 79 Exemplaren der Schweizer Armee abgeliefert.

Text: Marcel Zaugg & Samuel Streiff

Die Schwingachsenkonstruktion beim Prototypen 2M hat sich im Gelände gut bewährt. Die Anpassungsfähigkeit an jedes Gelände gab der Armeeführung das Vertrauen, dass das Fahrzeug zuverlässig und möglichst schnell sein Ziel erreicht, dies auch abseits der Strassen. Von den starren, aber angetriebenen Kletterachsen, wie sie beim 2M und beim 4M noch verwendet wurden, sah man nun ab, stattdessen setzten die Konstrukteure auf ein Konzept mit vier gleichwertigen Achsen. Mit acht angetriebenen, einzeln aufgehängten Rädern wurde der für die damalige Zeit höchstmögliche Grad an Komplexität punkto Antriebstechnik und Radaufhängung realisiert. Dies alles erfolgte rein mechanisch, ohne jegliche Elektronik! Sinn und Zweck der Anordnung waren weiterhin, dass sich sämtliche Räder durch den Ausgleichsmechanismus dem Gelände anpassen können, egal ob ein- oder ausgefedert gleichmässig belastet werden und somit ein Durchdrehen einzelner Räder verhindert wird. Der Chassisrahmen bleibt dabei von sämtlichen Torsionsbelastungen verschont. Der Lösungsansatz für diese Achskonfiguration wurde bereits in der zweiten Hälfte der 30er Jahre entwickelt und 1937 unter den Objektnummern 4306 und 4307 international zum Patent angemeldet. Im Gegensatz zur Patentschrift wurden bei der Ausführung der Konstruktion des 8M die stabilisierenden Räderpaare an den Vorderachsen gewählt, da der unbeladene Wagen wegen der Anordnung des Motors kopflastig war. Dadurch konnte die Kippgefahr im Gelände gegenüber dem 4M und dem 6M erheblich verringert werden. Der Zentralrohrrahmen wurde entsprechend der vierachsigen Ausführung abgeändert und verlängert. Im Gegensatz zu den leichteren Fahrzeugkonzepten des 4ML, 6ML und 8ML (siehe Federblatt Nr. 69/Juli 2012) kam eine robuste Auslegung sämtlicher Komponenten (Rahmen, Halbachsen, Ausgleichsmechanismen) zur Ausführung, schliesslich sollte der 8M als schwerer Geländelastwagen bei einem Gesamtgewicht von stolzen 10,9 Tonnen bis 3,5 Tonnen Nutzlast transportieren können. Mit seinen vielen beweglichen Teilen und Gelenken stellte diese Entwicklung wohl die ausgeklügeltste und komplexeste Chassiskonstruktion dar, welche Saurer je in Serie herstellte.

Saurer 8M-Prototyp im ursprünglichen Zustand.
(Aufnahme Saurer Arbon / Sammlung S.Streiff)

 

Ausfahrt 2011

Ausfahrt 2011-1